Wolle kardieren
Der Winter ist die traditionelle Jahreszeit für Tätigkeiten im Haus. Die Verarbeitung von Wolle gehört zu diesen Winterarbeiten.
Die wenigsten werden eigene Schafe oder Angorakaninchen haben, es eigenen sich aber die Haare von Langhaarkatzen oder weiche Hundewolle ebenso gut zum Verspinnen. Für einen Pulli muss man zwar sehr lange sammeln, ein Stirnband oder ein Schal sind aber durchaus realistische Ziele.
Egal ob man die Wolle filzen möchte oder verspinnen, erst muss sie Kardiert werden. Das heißt, die einzelnen Haare sollen alle in eine Richtung gelegt sein, damit sich der Faden beim spinnen gleichmäßig aus dem Flies ziehen lässt. Aber auch beim Filzen der Wolle benötigt man die Haare ausgerichtet.
Mit einem Sack teils ausgebürsteter, teils abgeschnittener Katzenwolle habe ich meine neue Kardiermaschine eingeweiht. So eine Maschine macht eigentlich nur Sinn wenn man regelmäßig größere Mengen Wolle verarbeitet. Für den Kleinstbedarf funktionieren zwei, gegeneinander gezogene Katzenbürsten genauso gut. Die großen Handkarderbürsten sind im Prinzip auch nichts anderes.
Vor dem Kardieren mit der Maschine sollten die Haare ebenfalls mit der Bürste schon etwas vorgerichtet werden und Knoten entfernt. Die Haare werden dann von der ersten Walze aufgenommen und an die zweite weitergegeben. Damit füllen sich langsam beide Walzen.
Sobald die Aufnahmekapazität der beiden Walzen erreicht ist (was man daran erkennt, das fast keine Zähnchen mehr aus der Wolle herausschauen) wird das Flies mit einem spitzen, langen Gegenstand an der vorgesehenen Aussparung angehoben und auseinander geteilt. Danach wird es, je nach Notwendigkeit noch ein zweites, oder auch drittes Mal durchgezogen. Dabei richten sich die Haare immer besser gleich.
Saubere Haare wie die von Langhaarkatzen, Hunden und Angorakaninchen müssen nicht vorab gewaschen werden, Schafwolle aber auf jeden Fall weil alleine schon das Wollfett die Nadelwalzen komplett verkleben würde. Aus Kurzhaarkatzen lässt sich pur keine Wolle spinnen weil die Haare zu kurz sind und reißen. Wenn man unbedingt von seiner Kurzhaarkatze Wolle machen möchte dann kann man die Haare über einen fertigen, weichen Wollfaden drüber spinnen. Der Faden gibt dann den Halt, den die kurzen Haare alleine nicht schaffen.
Hier die Großaufnahme von dem fertigen Katzenhaar Flies aus Maine-Coon Wolle. Es hat sich, dank zweimaligen kardieren (oder auch Kämpen genannt) sehr angenehm verspinnen lassen.