Hybriden in der Pflanzenzucht

/ Garteln

Irgendwo, vor langer Zeit, hat jeder schon mal was gelesen vom Gregor Mendel und den, von ihm beobachteten und beschriebenen Regeln die er bei der Zucht von Erbsenpflanzen gefunden hat. Ganz kompakt, nur zum Verständnis des Beitrags zusammengefasst:
Es gibt Eigenschaften die sich bei einer Kreuzung in der ersten Generation (F1) durchsetzen, die nennt man Dominant, die überdeckten Eigenschaften nennt man rezessiv.
Es ist aber auch möglich das sich zwei Eigenschaften „vermischen“ und die erste Generation ein Mittelding der Eigenschaft der Eltern zeigen. Das nennt man Intermediären Erbgang.
Das wäre noch einfach wenn es dann dabei bleiben würde, tut es aber nicht.
Jedes Lebewesen hat jede Eigenschaft doppelt. Einmal von der Mutter, einmal vom Vater. Das, was man sieht ist definitiv nur die halbe Wahrheit.


Vor allem in der Pflanzenzucht wird bevorzugt mit F1 Hybriden gearbeitet. Für Saatgut dieser ersten Generation werden zwei verschiedene Sorten miteinander gekreuzt von denen jede Elternsorte eine andere, dominante Eigenschaft mitgibt. Zum Beispiel eine Sorte die robusten Wuchs hat und vielleicht sogar Schädlingsresistent ist, deren Früchte aber nicht so toll schmecken oder nur sehr wenige (oder kleine) getragen werden. Eine andere Sorte die viele, wohlschmeckende Früchte trägt, aber vom Wuchs her schwächelt.
Die F1 (Filialgeneration 1), wird, wenn die Verpaarung gut gewählt ist, kräftigen, gesunden Wuchs haben und viele, wohlschmeckende Früchte. Super – oder?
Das hat nur einen kleinen Haken: Saatgut daraus spaltet die Eigenschaften in bunte Kombinationen.


Es können Exemplare der ursprünglichen Sorten fallen, es kann vereinzelt auch wieder ähnliches dabei sein wie die F1 selber, aber auch schwache Pflanzen mit kaum Früchten (die dann auch nicht so super schmecken). Alles ist möglich!
Das schmälert die Bemühungen im Garten gute Nahrung zu ziehen natürlich mächtig.
Wer von der Praktik zum gewissen Grad profitiert ist die Landwirtschaft die mit Hybridsaatgut bessere Erträge einfährt (damit aber gleichzeitig von den Saatgutkonzernen abhängig wird), auch einige Hobbygärtner verwenden lieber die unkomplizierteren Hybriden. Der große Gewinner sind aber die Saatgutkonzerne, die gut daran verdienen das alle Jährlich neues Saatgut kaufen (dessen Nachzucht ziemlich wertlos ist).
Nicht genug damit, jede Hybridpflanze verstellt den Platz um eine, der robusten alten Sorten, oder auch eine, daraus genetisch stabil gezogene neue Sorte anzubauen. Damit verschwinden viele, regional gut angepasste Sorten, die oft über Jahrzehnte in der Nachbarschaft gezogen und selektiert wurden von der Bildfläche.



Trotz dieses Wissens habe ich heuer einen Versuch gemacht. Ich wollte sehen wie gut Zuckermelonen allgemein mit dem Klima bei mir im Garten zurecht kommen. Italienische Zuckermelone gekauft und etwa 200 Samen in eine Pflanzschale getan.
Der Ergebnis war spannend. Grundsätzlich waren die Melonen recht glücklich im Garten) sowohl unter Dach als auch im Beet). Im Jugendstadium sahen alle gleich aus, danach war deutlich zu sehen wie das Erbgut aufgespalten hat.
Bild 1 eine Eiförmige, runzelige Zuckermelone die der gekauften eher noch ähnelt (Original im Headerbild). Zwei andere Pflanzen eine runde Frucht mit glatter Schale, und eine Längliche Frucht bei der zum Zeitpunkt der Aufnahme noch nicht klar war ob sie noch Runzeln bekommt oder nicht.
Im Topf daneben (gleiche Erde, gleicher Standort) eine äußerst robuste, frohwüchsige Pflanze die mehr als doppelt so groß war, zwar auch vereinzelt Blüten (primär männliche) und immer noch keine einzige Frucht.

Dieses kleine Experiment hat mir folgendes gezeigt:
Grundsätzlich gedeihen Zuckermelonen gut bei mir im Garten
Spannend zu sehen wie das Saatgut aufspaltet
Stoff für einen, hoffentlich, interessanten Blogartikel.
Wenn ihr das nächste Mal auf Facebook einen, dieser Clips seht in denen gezeigt wird wie aus Gemüse vom Supermarkt (Paprika, Tomaten, Kürbis, Melonen,…) Früchte gezogen werden, die genauso aussehen wie das Original – dann dürft ihr gerne diesen Blogbeitrag in die Kommentare verlinken 😉