Garten im Klimawandel
Der Klimawandel ist ein Fakt den inzwischen kaum noch jemand leugnen kann. Wobei der Begriff „Wandel“ noch eine massive Untertreibung ist, Klimakatastrophe trifft es besser, zumindestens für diejenigen die jetzt noch jung sind…
Das soll aber nicht Inhalt dieses Artikels sein.
Das Europa eine der Gegenden ist, die sich deutlich stärker und schneller erwärmen als der Rest der Welt, soviel haben wir im letzten Sommer wohl überdeutlich erfahren. Das wir, als Menschheit insgesamt mit voller Kraft dagegen ankämpfen müssen, ist wohl auch den meisten klar – leider nicht allen (kann das mal eben jemand Putin verklickern?)
Dieser Artikel beschäftigt sich aber nicht mit der Weltpolitik. Hier können wir nur größtmöglichen Druck auf die Politik ausüben endlich in die Gänge zu kommen…
Auf einer, viel kleineren Ebene, dem eigenen Garten, ist es an der Zeit sich ebenfalls auf die Veränderungen einzustellen. War bisher das Hauptaugenmerk für die Pflanzenwahl gute Frostresistenz verschiebt sich jetzt der Fokus in den meisten Gegenden auf Toleranz von Trockenheit und Hitze. Die, immer milder werdenden Winter eröffnen aber auch Möglichkeiten, von denen man hier bisher (ohne Glashaus) nicht einmal zu träumen wagte.
Waren traditionell Äpfel, Birnen, Zwetschken und Marillen die Klassiker im Hausgarten, halten mittlerweile Mediterrane Früchte Einzug. Die Minikiwi auf dem Bild oben sind schon länger hierzulande zu finden weil außerordentlich frosthart. Inzwischen gedeihen ihre großen Verwandten (die weitaus wärmebedürftiger sind) bei uns auch schon so schön wie die Früchte aus dem Supermarkt. Kiwi benötigen allerdings Männliche Befruchtersorten – auch wenn im Baumarkt „Selbstfruchtbar“ draufsteht, ohne Männchen hängt nicht viel dran, und beim Kauf von Obstgehölzen ist man im Fachhandel ohnehin besser beraten.
Ein kleiner Obstbaum der hierzulande überreich Früchte trägt ist die Kaki. Die Bäumchen sind gut Winterhart, gesund und robust. Mein Jungbäumchen hat mir bereits im dritten Standjahr 6 Kg wunderschöne Früchte geschenkt. Diese werden vor der Vollreife gepflückt und reifen in der Wohnung nach. Sie sind Einhäusig und tragen auch ohne zweiten Baum gut.
Zu diesen Südlichen Pflanzen die bereit sind unsere Gärten zu besiedeln, zählen auch die Indianerbanane, Pfirsich, Maulbeerbaum, Bananen und die Sommerfeige (im Unterschied zur Herbstfeige. Das sind die Sorten die im Herbst noch massig grüne Früchte dran haben die nie ausreifen).
Einige Gärtnereien spezialisieren sich inzwischen darauf subtropische Kurztagspflanzen für die Kultur anzubieten.
Viele Arten sind derzeit noch ein Lottospiel mit dem Herbstwetter, werden aber in den nächsten 10 Jahren ernsthaft interessant als Kulturpflanzen.
Ein Beispiel ist die Oca. Hier muss man allerdings noch ein wenig tricksen um an Ernten zu kommen weil die Vegetationsperioden bei uns (noch) etwas zu kurz sind.
Mit den Luffa Gurken und den Wintermelonen wurde mir heuer die Vegetationsperiode auch zu kurz.
Da Experimentieren meine Leidenschaft ist, teste ich jährlich einige neue Sorten. Die gelben Indischen Gurken die, egal wie alt, komplett bitterfrei sind, haben sich hervorragend bewährt (auch wenn sie aus einer Gegend mit Subtropischem Klima stammen). Auch Erdnüsse reifen inzwischen bei uns ganz gut.
Wenn man die Sorten hier selber vermehrt, dann beginnen sie sich auch dem Kleinklima anzupassen. In milden Wintern habe ich schon erlebt, dass vergessene Dahlienknollen und Oca sogar ohne Winterschutz durchgekommen sind. Auch meine Wassabistöcke überleben die Winter geschützt an der Hausmauer im Freien (obwohl die Fachliteratur behauptet das könnten die nicht) – können sie schon.
Eine weitere Rubrik stellen die Kübelpflanzen dar. Viele halten sogar leichte Fröste aus. Noch müssen sie über Winter ins Haus geholt werden – wie wird es in 10 Jahren sein?
Der echte Lorbeer und die Ananasguave halten bis -10 Grad aus. Die können an der Hausmauer unterm Vordach etwas Windgeschützt bereits gut draußen bleiben.
Kandidaten für überwintern im Garten mit Winterschutz wären bei sehr milden Wintern in einigen Jahren alle, die bis minus 5 Grad aushalten. Das sind z.B. Zitrusgewächse, Dattelpalmen und Johannisbrotbaum.
In den nächsten 10 – 20 Jahren wird sich das Kulturpflanzensortiment deutlich verändern (müssen). Die Landwirtschaft Experimentiert bereits mit vielen (hierzulande) neuen Feldfrüchten wie Ingwer, Süßkartoffeln und Reis.
Vielleicht macht dieser Artikel ein wenig Lust auf eigenes Experimentieren und Exotische Gaumenfreuden aus dem eigenen Garten?